Nicht erst seit digitalen Displays können Fotos recht ephemer und körperlos daher kommen, und nicht erst seit der Düsseldorfer Schule können Fotos große Wandflächen einnehmen. Von der laterna magica bis zum Dia-Projektor haben Fotos haben Projektoren Fotos als körperlose Lichtspiele in dunkle Räume geworfen, und Fotos eine Flüchtigkeit jenseits des materiellen Trägers des Buches oder des Abzugs verliehen, waren Jahrmarktspektakel, Zentrum von universitären Vorlesungen und endlosen langen Dia-Abenden. Und auch wenn Diaprojektionen mittlerweile eher eine Randposition unter den Präsentationsformen von Fotografie eingenommen haben, lohnt gerade mit Blick auf das Foto als Lichtspiel auf digitalen Displays ein Blick auf die Frage, welche Rolle Körper und Körperlosigkeit, Reflexion und Projektion für das fotografische Bild spielen.

Jede flüchtige Sichtung, erst recht aber eine gründliche Recherche wird ergeben, dass mit der Frage nach einer Geschichte des Fotoalbums eine Vielzahl von Fragen zur Kultur- und Bildgeschichte angesprochen werden, darunter Fragen zur Autorschaft, der Materialität des Fotografischen, nach der Rolle von Öffentlichkeit und Privatheit, Aspekten von Gender und sozialer Klasse, gestalterischer Heteronomie und Autonomie und nicht zuletzt nach Repräsentation und Zirkulation. Am Beispiel der reichen fotografischen Sammlung des Historischen Archiv Krupp werden wir solche Fragen in Form eines Forschungsseminars in den Blick nehmen.

Welche Praktiken lassen sich in Archiven beobachten und beschreiben? Das Interesse nach den pragmatischen Dimensionen des Archivs wirft zugleich die Frage nach den Akteur:innen auf: Wer arbeitet im Fotoarchiv auf welche Weise und mit welchen Absichten? In den zurückliegenden Jahren (inzwischen wohl eher Jahrzehnten) haben sich in bemerkenswerter Weise die Einladungen an Künstler:innen gehäuft, mit einem bestimmten Archiv zu arbeiten, es zu befragen und auf spezifisch künstlerische Weise herauszufordern und gegebenenfalls in Frage zu stellen. Daher sollen uns nicht allein wissenschaftliche Formen der Archivarbeit, sondern insbesondere auch künstlerische interessieren.