Jean-Philippe Rameau beansprucht schon angesichts seiner Opern und seiner Tastenmusik prägende Rolle für die französische Musik des 18. Jahrhunderts. Darüber gerät leicht in Vergessenheit, dass er mit insgesamt elf Traktaten ab 1722 auch ein umfangreiches theoretisches Oeuvre hinterlassen hat.
Auch wenn die Doppelrolle zwischen musikalischer Praxis und theoretischer Grundlagenforschung ein wesentliches Erkennungsmerkmal des bürgerlich aufgeklärten Zeitalters vorwegnehmen mag, bleibt unübersehbar, dass Rameau es auf einen Brückenschlag zwischen der neuen Welt und alten, kosmologischen Harmoniemodellen der Musiktheorie abgesehen hat, die er mit innovativen Erkenntnissen zu rehabilitieren sucht.
Noch Jahre nach seinem Tod polarisiert seine Lehre die Musikwelt, im 19. Jahrhundert inspiriert sie die wesentlichen Tonsatzmodelle von Fétis und Sechter bis zu Riemann und Grabner. Bei allen – unvermeidlichen – Missverständnissen zählen seine musikalischen Begriffe zu den am häufigsten zitierten der neueren Harmonielehre.
Der Titel des Seminars beruht auf einem Wortlaut der „Éloge historique de Mr. Rameau“ aus dem Jahr 1765, in dem der Autor - M. Maret - Rameaus Werk einen Dreiklang aus „Verblüffung, Fesslung und Verwandlung“ als Prinzip unterstellt. Ziel des Seminars ist der Versuch, diese „Verwandlung“ als analytische Sichtachse für die Musik des Barock und die Art ihres Hörens und Erfassens nutzbar zu machen. Die Veranstaltung wendet sich insbesondere an Studierende, die gerade ein Werk des 18. Jahrhunderts erarbeiten und sich mit einem zeitgemäß-sinnigen Zugang zu dieser Musik und ihrer Perspektive beschäftigen.

Der Kurs ist kreditierter Kreditierter in folgenden Modulen
Modul „Vertiefung“ in B.instr.-Studiengängen: Kreditierbar im Bereich „Angewandte Musikwissenschaft“
Modul „Hauptfachergänzung“ in M.PP-Studiengängen

Theorie und Praxis der historischen Stimmungen

Rhetorik, Affekt, Geheimsprache - Barockmusik als "Klangrede“

Grundbegriffe, Fakten, Daten und Techniken zur "historischen Aufführungspraxis"

„Schräge Töne, starke Stücke“ – Wie die Dissonanz in die Musik kam