Vor 11 Jahren stellte Jürgen Vogt die Frage, wo eigentlich die kritische Theorie geblieben sei (Vogt 2012). Nach mehreren Arbeiten zur Musikpädagogik als "kritischer Kulturwissenschaft" (ders. 2006 und 2014) bzw. zur "Kritischen Musikpädagogik" (ders. 2017) stellt sich (immer noch) die weitere Frage, ob es überhaupt eine Alternative zu einem 'kritischen Denken' gibt, das sich im Musikunterricht als Bildungsziel und in musikpädagogischer Forschung insbesondere in deren prospektiven, neue Formen erprobenden Spielarten verwirktlischen sollte. So etwas zu empfehlen, ist allerdings in Anbetracht der Möglichkeit, von einer 'Totalverweigerung' auszugehen, weil Didaktik – bildungsökonomisch gesehen – als 'insgesamt verdorben‘ gelten müsse, alles andere als selbstverständlich. – Im Seminar werden zunächst jene musikpädagogischen Konzeptionen (darunter die Kommunikative Musikdidaktik) und Ansätze thematisiert, die einen 'kritischen Gedanken' verfolgen. Es ist sodann vertiefend nach möglichen musikpädagogischen sowie musikpädagogisch-forschungsbezogenen Relevanzen verschiedener Spielarten der "Kritischen Theorie" zu fragen, wobei auch erziehungswissenschaftliche Ansätze (Negt; Gruschka) zu berücksichtigen sind. Schließlich sind unterrichtspraktische Konsequenzen aus den 'bildungsphilosophischen' Überlegungen des Seminars zu ziehen.

Anthropologische Grundannahmen musikpädagogischen Handelns, intentionale Grundideen musikpädagogischen Handelns, musikpädagogische Prinzipien und Orientierungen, musikpädagogische Konzepte und Konzeptionen, Musikpädagogik als wissenschaftliche Disziplin.

Opern, so Horst Rumpf, können uns - einerseits - als „wilde Geschichten“ etwas zu verstehen geben, sie können als „Arenen“ (Jörg Zirfaß) kultureller Bildung und hinsichtlich der Logiken ihrer „Darstellung“ (Dirk Rustemeyer) hinterfragt werden. Dabei kann das diagrammatische Zusammenspiel von Zeigen und Verbergen thematisch werden und anschlussfähig gemacht werden für Fragen der musikbezogenen Bildung. Opern werden aber - andererseits - auch als antiquiertes Relikt einer „bürgerlichen“ Musikkultur gesehen: „‚Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, zu perfektionieren, dass mir niemand ansieht, wo ich herkomme. Ich bin dann in die Oper gelatscht. Fand ich schrecklich. Aber ich dachte, das ist das, was man tut, wenn man in diese bürgerliche Schicht aufsteigt.‘“ (https://reportage.wdr.de/unser-leben-zwischen-den-bildungsschichten-aufsteiger-erzaehlen-ihre-geschichte#chapter-374).

Im Seminar sollen Chancen (und Grenzen?) des schulischen Musikunterrichts im angedeuteten Spannungsfeld reflektiert werden. Neben der Vorstellung und Analyse von Unterrichtsmaterialien zur Oper werden im Seminar systematische musikpädagogische Fragestellungen diskutiert und bildungstheoretisch reflektiert, ebenso wie Grundfragen der Operndidaktik, der Performativität sowie der szenischen Interpretation von Musik.

Geplant sind die Teilnahme an einer Führung durch das Aalto-Theater sowie gemeinsame Opernbesuche - auch gemeinsam mit Schüler*innen -  vor allem im Aalto-Theater (z.B. „Dogville“ (Kampe), „Yesterdate“ (Feckler/Joël), „Dinos“); Besuche an anderen Opernhäusern oder an Schulen könnten im Seminar miteinander geplant werden, ebenso wie Gespräche mit Komponist*innen und musikalischen Leiter*innen.   

(= Vertiefung Musikpädagogik)


Angesichts eines von einigen Autori*innen ausgerufenen „prospective turns“ (Trümper 2023) soll im Seminar reflektiert werden, inwiefern Schule als inter- und intragenerationeller Erfahrungsraum verstanden werden kann, der zur Aushandlung sozialer Erwartungen anregen kann (vgl. Niegot 2018) kann. Dazu sollen ein genauer Blick auf aktuelle musikpädagogische Diskurse (u.a. zu Subjekt- und Praxistheorien, zur Teilhabegerechtigkeit oder zur Wissenschaftstheorie) vorgenommen werden und eine Beobachtung diskutiert werden: Die wissenschaftliche Musikpädagogik vernachlässigt auf breiter Linie – d.h. alle musikpädagogischen Forschungspraxen (historische, empirische, systematische, komparative) und -diskurse durchziehend – die Ausdifferenzierung eines Zukunftsbezug des Erinnerns als einer konstitutiven Tätigkeit des Gedächtnisses, des individuellen wie des sozialen, des kulturellen wie des kommunikativen. Eine mögliche Schlussfolgerung aus dieser These wäre nicht minder diskutabel: Aus einem defizitären disziplinären Erinnerungsbewusstsein im o.g. Sinne folgte unmittelbar eine geradezu fatale Zukunftsvergessenheit musikpädagogischen Handelns (nicht nur in Bezug auf Forschung).

(= Ausgewählte Themen der Musikpädagogik)

Dieser Kurs ist der gleichnamigen Veranstaltung "Didaktische Überlegungen und ihre Grundlagen mit Blick auf die Praxis SoSe 2023" aus dem Vorlesungsverzeichnis zugeordnet. Er dient u.a. zur Seminarbegleitung während des Berufsfeldpraktikums.


Dieser Kurs dient als Kursraum für die gleichnamige Veranstaltung "Möglichkeiten der Förderung sprachbezogener und musikbezogener Grundfähigkeiten: Rap als Methode der Sprachförderung" aus dem Vorlesungsverzeichnis.

Im Seminar werden zunächst die theoretischen Grundlagen der Verbindung von sprachlichem, ästhetischem und fachlichem Lernen vermittelt. Anschließend werden werden auf dieser Basis Unterrichtsstunden und -reihen konzipiert, die beispielsweise Rap als Methode in den Musikunterricht integrieren und dabei einen besonderen sprachlichen Förderaspekt beinhalten.