Wann ist ein Bild fertig? Eine schnelle Antwort auf die Frage könnte lauten: Ein Bild ist fertig, wenn wir es betrachten können. Doch wird ein Diapositiv erst zum fertigen Bild, wenn es projiziert ist, obwohl es davor schon als Bild erkennbar ist? Umgekehrt würden wir auch Negative wohl in den seltensten Fällen schon als fertige Bilder bezeichnen, obwohl sie bereits sichtbar und betrachtbar sind. Und für digitale Bilddaten, die immer erst auf eine externe apparative Sichtbarmachung angewiesen sind, um betrachtet werden zu können, würde das wohl bedeuten, dass sie immer nur dann als fertige Bilder existieren, wenn sie aufgerufen werden.
Die Vielzahl an technischen Verfahren zu Herstellung fotografischer Bilder eint ein theoretisches Problem: Zwar lässt sich der Moment der Aufnahme relativ klar bestimmen, alle anderen Aspekte der Bildproduktion sind darüber hinaus aber deutlich schwieriger zu greifen. In unserem alltäglichen Umgang mit Bildern scheint dieses Problem in den Begriffen Bildbearbeitung oder Postproduktion aufgehoben, die in ihrer Zeitbestimmung suggerieren, dass auf etwas bereits Fertiges eingewirkt würde. Doch sind die Bilder davor nie so fertig oder von Menschen unangetastet, wie man demnach vielleicht meinen könnte.
In den Begriffen zeigt sich vor allem die Idee, dass ab einem gewissen Zeitpunkt das Reich mechanischer und objektiver Produktion verlassen wird und der Mensch dem bis dahin maschinell erzeugten Bild etwas hinzufügt, verändert oder etwas wegnimmt. Damit ist auch ein altes Konzept fotografischer Wirklichkeitsbestimmung verbunden, das in zahlreichen Debatten zu Retusche, Filtern oder der gar der Abkehr oder dem Verbot von Postproduktion markiert wird. Gleichwohl existiert ein reges Interesse und eigene Kulturen um Praktiken der (Um)Gestaltung von fotografischen Bildern mittels Techniken der Postproduktion: Nicht nur zeigt sich eine Lust an der Individualisierung oder Aneignung des Materials durch Color Grading, Filter und sonstige Bildkorrekturen, ebenso werden Techniken der Retusche und Montage in künstlerischen Praktiken bisweilen unter dem Schlagwort gesteigerter Wirklichkeitsformen wie etwa bei Andreas Gursky eingesetzt.
Entlang der Begriffe und Praktiken der Postproduktion stellen wir Fragen zur Genese technischer Bilder, ästhetischen Konventionen des guten Bildes und Bildpraktiken und Ökonomien sowie zum Mensch-Maschine Verhältnis zwischen Zufall und Kontrolle. Neben der Lektüre ausgewählter fototheoretischer Ausätze und Buchauszüge diskutieren wir künstlerische und angewandte Arbeiten, die sich zu diesem Thema verhalten.
Literatur und weitere Details werden bei Beginn bekannt gegeben.
- Lehrkraft: Jakob Schnetz

Was gibt es über Bilder zu sagen? Was kann man beschreiben, und an welchen Aspekten eines Bildes versagt Sprache? Und wie kann man dort, wo Sprache und Bild nicht zusammen kommen, trotzdem sprachfähig werden?
Das Seminar "Bilder beschreiben, Bilder besprechen" widmet sich der Schnittstelle zwischen Bild und Text. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie sich mithilfe von Sprache und Text Erkenntnisse über visuelle Bilder gewinnen, und wie diese Erkenntnisse nachvollziehbar transportieren lassen - im gemeinsamen Gespräch über Bilder, dem mündlichen Vortrag, dem Objekttext oder dem artist statement. All diese Formate bergen Potentiale der Näherung und Hürden der Distanz zum Bild. Über Bilder zu sprechen, heißt diese zu Umkreisen, und in diesem Umkreisen neue Perspektiven zu gewinnen.
Ziel des Seminars ist, Methoden und Formate des sprachlichen und textlichen Umgangs mit Bildern zu untersuchen und einzuüben. Dazu wird anhand von Beispielen der Studierenden im Seminar das fruchtbare Gespräch über Bilder gesucht, und untersucht, wie daraus folgende Erkenntnisse sich in sprachliche und textliche Form bringen lassen.
Studienleistung ist a) ein Impulsreferat, in dem die Teilnehmenden ein Bild vorstellen und besprechen, und b) die aktive Teilnahme am daran anschließenden Seminargespräch. Prüfungsleistung ist das Verfassen eines Textes auf Basis des Referats.
- Lehrkraft: Francisco Vogel
- Lehrkraft: Steffen Siegel
Allen, die sich mit Fotografie beschäftigen, fällt schnell auf, dass Wikipedia-Artikel über fotografische Themen rudimentär bis irreführend sind. In diesem Kurs wollen wir uns die entsprechenden Artikel ansehen und verbessern. Der Kurs versteht sich als eine Wikipedia-Schreibwerkstatt. Bei Bedarf können auch Fotos für die Artikel erstellt werden. Wir sprechen über das Projekt Wikipedia, über rechtliche Fragen, über Agenda-Setting über Wikipedia und vieles mehr.
- Lehrkraft: Elisabeth Neudörfl
„Im 21. Jahrhundert stellt die Fotografie keine Praxis der angestaubten Augenweide dar, sondern die Erforschung dessen, was etwas zu einem Bild macht.“ [Rubinstein 2020]
In aktuellen Wandtexten und Ausstellungskatalogen wird gern das Zeitalter der sogenannten Bilderflut zu diagnostiziert. Selten wird dabei jedoch genauer erläutert, was das folglich bedeutet. Hat das Bild im Singular etwa seine Relevanz verloren? Tatsächlich ist die eingehende und kontemplative Auseinandersetzung mit Bildern im Alltag tendenziell eine Seltenheit geworden. Es sind wohl eher vorberauschende Reels oder – dank algorithmisch funktionierenden Interfaces – sekündlich wechselnde Snapshots auf diversen Social Media Plattformen, die den Bilderkonsum heute ausmachen. Sofern Bilder in ihrer Visualität überhaupt noch eine Rolle spielen und nicht ein Dasein als ungesehene Überwachungsbilder fristen oder als Trainingsmaterial für das neuste KI-Modell dienen. Das Bild steckt in der Krise – Zeit einen Rettungsversuch zu unternehmen. Dazu bedarf es eine Besinnung auf die Qualitäten des Bildes. Was macht es aus? Welche Rolle spielen Künstler*innen, Fotograf*innen und Apparate bei der Produktion? Und wann wird eine fotografische Aufnahme zu einem Bild? Antworten liefern die Philosophie, Kultur- und Medienwissenschaft, sowie die Kunstgeschichte. Im Rahmen des Seminars versuchen wir einen Rundumschlag durch die Basistexte der Bildwissenschaft und -theorie entlang der einst von Gottfried Böhm gestellten Frage: Was ist ein Bild?
- Lehrkraft: Vera Knippschild