„Sometimes we need radical visibility“, schrieb David J. Getsy in seinen Ten Queer Theses On Abstraction. Doch was bedeutet „radikale Sichtbarkeit“ – besonders für queere Personen? Queere Sichtbarkeit und Repräsentation ist im besonderen Maße vulnerabel und oft von Stigmatisierungen und queerfeindlicher Gewalt begleitet. In den letzten Jahren ist die Sichtbarkeit queerer Menschen und Lebensentwürfe in Kunst, Medien und Politik gestiegen – gleichzeitig stieg auch die Anzahl queerfeindlicher Gewalttaten enorm an. Dieses Seminar will den Ambivalenzen queerer (Un)sichtbarkeit und dessen Vulnerabilität auf den Grund gehen und Fragen nach Formen der Repräsentation oder auch dessen bewusster Negierung zur Diskussion stellen. Was bedeutet es queer, sichtbar und verletzbar zu sein und welches empowerndes Potenzial kann dieser sichtbaren Vulnerabilität innewohnen? Welche Strategien der resistance werden entwickelt? Es werden einschlägige queer-theoretische Texte von (u.a.) Eve Kosofsky Sedgwick, José Esteban Muñoz, Jack Halberstam und Kara Keeling in Bezug zu künstlerischen Arbeiten gesetzt, die unter verschiedenen poltisch-historischen und zeitgenössischen Bedingungen Methoden und Strategien entwickelt haben, die die Ambivalenzen queerer shame, trauma aber auch joy und resilience sichtbar werden lassen. Wie schaffen künstlerische Visualisierungen Möglichkeitsräume der Identifikation oder auch eine bewusste Negierung vereinheitlichender Kategorien und welchen Einfluss können diese auf politische Diskurse nehmen? Und nicht zuletzt: Welche (spekulativen) Strategien imaginieren die Möglichkeiten einer anderen, zukünftigen Form der Teilnahme und (Un)Sichtbarkeit?
- Lehrkraft: Christian Wandhoff