„Stable Diffusion“ oder „Midjourney“ heißen jene KI-basierten Text-zu-Bild Generatoren, welche die momentane Diskussion bestimmen und abermals Urängste vor der Abschaffung diverser Berufe, diesmal aus dem Gestaltungs- und Kunstbereich, schüren. Ob diese aus Big-Data geschöpften Amalgamierungen von schon vorhandenem Bildmaterial aber nun Produktfotografie und andere Gestaltungsprozesse überflüssig machen, ist dabei aber vermutlich nicht die eigentliche Frage. Das Interessante ist, dass hier Bilder nicht mehr, wie im Computer ja von Anfang an möglich, aus „Code“ gemacht sind, ihren Ausgang also nicht von formalen (Programmier)-sprachen, sondern von natürlichen Sprachen nehmen. Dieser Schritt führt zu einer möglichen Re-Perspektivierung des durch die Bildwissenschaften der letzten 30 Jahre so prominent ausgetragenen Spannungsverhältnisses von Text und Bild. Jenseits des Grabens zwischen linguistic- und iconic-turn kommt wieder in den Blick, wie eng miteinander verwoben Sprache und Bildlichkeit eigentlich von sind. Im Seminar werden wir vor diesem Horizont daher Techniken des Imaginären von der Antike bis zur Gegenwart betrachten und daraufhin prüfen, wie aus Sprache Bilder entstehen. Dabei wird uns stets die Frage beschäftigen, welche Unterschiede und/oder Gemeinsamkeiten zwischen Imagination und Image-Generierung bestehen. Themen die auf diesem Weg u.a. zur Sprache kommen werden: Ekphrasis, Metapher, Freuds Theorie der Traumarbeit, antike Memorialtechniken, die Exerzitien des Ignatius von Loyola, Schriftbildlichkeit, Evokation, Haiku als „Sprachfotografie“.