Der Oscar Wilde zugeschriebene Satz "I have the simplest of tastes. I am always satisfied with the best" hat in den letzten Jahrzehnten angesichts globaler Versorgungskrisen und Ressourcenknappheit einiges an Charme eingebüßt. Man ist heute eher geneigt den Begriff „Luxus“ mit unverantwortlicher Verschwendung, sozialer Ungerechtigkeit und menschlichem Egoismus zu assoziieren. Anstatt Schönheit, Glamour und Lebensfreude hat man Bilder von Privat-Jet-fliegenden Umweltsündern und vergoldeten Protzbauten à la Las Vegas und Mar-a-Lago vor Augen. Dass hingegen die Lust am Besitz und die Freude an der Verausgabung nicht nur lebenssteigernd, sondern auch philosophisch interessante Kategorien der Ästhetik sein könnten, argumentiert der Jenaer Philosoph Lambert Wiesing in seiner 2015 erschienenen Monografie „Luxus“, welche wir in diesem Semester als Teil des Semesterthemas „Werte“ einem kritischen close reading unterziehen werden. Dabei werden nicht nur grundlegende Begriffe der Ästhetik einer Revision unterzogen, auch bietet sich hier Gelegenheit zwei philosophische Disziplinen eng zu verkoppeln, die oftmals nicht viel gemeinsam zu haben scheinen: Ästhetik und Ethik.