Vom Göttersohn Hephaistos, der aus Lehm die für Unheil sorgende Pandora schuf über Mary Shelleys Frankenstein bis zum Cyborg oder KI-Agenten der Gegenwart: Der Mythos über die von Menschenhand geschaffenen Wesen ist seit jeher ein Thema, das die Philosophie und die Literatur fasziniert hat. Einst durch die hohe Kunst der Bildhauerei, erhebt sich der homo faber heute mithilfe der Technologie der Bits und Bytes zum zweiten Schöpfergott. Dabei bringt er mit jedem Werk zwar sich selbst zum Ausdruck, gerät aber mit den Erzeugnissen seiner Kreativität immer auch in Konflikt. So liegt in diesen „Verkörperungen des Unverfügbaren“ ebenso existenzielle Bedrohung wie Verheißung einer posthumanen Zukunft. 

In der philosophischen Arbeitsgemeinschaft werden wir den vielfältigen Kreaturen des Menschen von der Antike bis heute nachspüren und die Frage diskutieren, was es heißt, als Geschaffene etwas zu erschaffen. Damit stellt sowohl „das Rätsel der Geburt“ (Husserl) den Ausgangspunkt für die Überlegungen über das Erzeugen dar, wie die Einsicht Donna Haraways, „nicht länger in einer ‚natürlichen‘ Welt zu leben“. Ist die Maschine künstlich oder gehört sie längst zu unserer Natur? Oder ist es gar der Mensch, der von Natur aus künstlich ist (Plessner)? Gibt es eine Grenze zwischen der Humanität und dem Humanoiden? Nicht zuletzt interessiert in diesem Kontext also immer auch das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine, ihren Hybriden oder künstlich erschaffenen Kreaturen. Folgt aus den Wechselwirkungen eine Anerkennung der Abhängigkeit und damit auch eine Verantwortung zur Fürsorge? Mit Texten aus Anthropologiekritik, Literatur, Technikphilosophie und feministischer Theorie.

Dem Geist der Philosophischen AG entsprechend, ist der Kurs nach wie vor für alle Interessierten offen, fungiert aber gleichzeitig ab diesem Semester auch als vollwertiges Seminar im Bereich „Wissenschaften B“. Credit-Points können also nur diejenigen erwerben, die unter „Zielgruppe“ aufgeführt sind.